Ornithologische Beobachtungen im November 2018
8.11. Die Wintergäste sind am Giessen erschienen. Die Wasseramsel singt, die Bergstelze fliegt von einem grossen Stein zum andern und der kleine Zaunkönig huscht am verwachsenen Ufer hin und her. Im und am Ufer gibt es immer Nahrung.
11.11. Es ist bald die letzte Gelegenheit, sich die nötigen Fettreserven anzufressen für den Flug in das Überwinterungsquartier. Ein Schwarm Girlitze und Distelfinken picken Samen in einer Brache. Einige Rohrammern suchen in den Sträuchern nach Insekten. Nahrungsreiche Rastplätze sind sehr wichtig für den Weiterflug auf die Alpensüdseite.
Internationale Wasservogelzählung.
18.11. Jedes Jahr ziehen Millionen von Wasservögeln weltweit zur Überbrückung der kalten Jahreszeiten in Winterquartiere und wieder zurück. Dabei nutzen sie in Mittel- und Westeuropa Gewässer aller Art und Größe zur Rast und Nahrungsaufnahme. Tausende von Vögeln verbringen aber auch den Winter auf Fließ- und Stillgewässern in der Schweiz. Wasservogelzählungen erfassen die Vögel regelmässig und beantworten Fragen: Wie viele Wasservögel rasten und überwintern in der Schweiz? Wie entwickeln sich die Rastbestände? Welche Gewässer sind als Rastgebiete von internationaler Bedeutung?
In unserer Region werden der Werdenbergersee und die Rheinstrecke gezählt.
Am Werdenbergersee ist ein Reiherentenpaar eingetroffen. Das bekanntere Männchen im Prachtkleid ist schwarz mit auffallend weißen Flanken. Weibchen, die zum Brüten eine bessere Tarnung benötigen, haben eine bräunlichere Flanke. Auffällig ist bei beiden Geschlechtern das gelb leuchtende Auge. Die Reiherente ist eine lebhafte Tauchente. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Kleintieren wie Muscheln, Schnecken, Insektenlarven und Würmern, die tauchend erbeutet werden.
Die Natur bietet einen reich gefüllten Tisch.
20.11. Wer hier bleibt, hat es in diesem Herbst besonders gut. Der Waldboden ist übersät mit Buchnüsschen. Unter den Eichen geht man wie auf einem Kugellager. Buchfinken und Eichelhäher profitieren von dieser Fülle. Eichelhäher vergraben Eicheln als Vorrat. Was nicht gefunden wird, könnte zu neuen Bäumen wachsen. Wäre es auch nur ein Bäumchen pro Eiche, wäre der Bestand gesichert. Für Meisen, Kleiber und Spechte sind die Tannzapfen mit ihren eine wichtige Winternahrung. Auch der leider selten zu sehende Fichtenkreuzschnabel nutzt sie, nicht zu vergessen Eichhörnchen und Mäuse. Jeder Nutzer hinterlässt an den Zapfen seine Spuren.
Amseln und Drosseln benötigen Beeren. Im Efeu hat es immer reife Früchte. Die roten Beeren des Stechstrauchs sind auch beliebt.
An Bachläufen und Waldrändern wachsen Sträucher, die jetzt voller roter Beeren sind. Die Früchte des Gemeinen Schneeballs wurden bis jetzt verschmäht. Erst nach einem Frost sind sie geniessbar. Es sind immer die letzten Beeren, die im Notfall doch noch gefressen werden.
25.11. Es ist erstaunlich, dass man nach Frostnächten am anderen Tag Mücken tanzen. Für uns sind sie an Blättern, Nadeln und Rinde unsichtbar, für die Vögel nicht.
Ein kleiner Trupp Schwanzmeisen klettert an Stauden umher und liest von Blättern und Zweigen dauernd etwas ab. Darin sind sie viel geschickter als ihre Nahrungskonkurrenten Blau- und Kohlmeisen. Der lange Schwanz wird als Balancierstange genutzt. Sie halten sich im Gleichgewichtig, wenn sie sich nur auf einem Fuss festhalten.
Das kleine Federbällchen, Kopf und Flügel hell-dunkel, Unterseite weiss mit rosa, hat einen extrem langen Schwanz. Im Winter kommen sie manchmal auf einen Blitzbesuch an den Futterplatz, immer einige miteinander. Sie fressen keine Körner, holen sich ein paar Schnäbelchen voll Fett und sind wieder fort.