Ornithologische Beobachtungen im Juni 2019

 Heidi Aemisegger, Edith Altenburger

Foto Philipp Rohner: Mit seinem gelb-leuchtendem Gefieder ist der Pirol eine Augenweide.

Kaum ein anderer Vogel hat so kräftige Farben und ist gleichzeitig so schwierig zu beobachten wie der Pirol. Auf ihn wird man meist erst aufmerksam, wenn man seinen leicht nachzupfeifenden Gesang aus einem Auenwaldgebiet hört. Für gewöhnlich sieht man ihn nur kurz zwischen Baumkronen fliegen. Sein prächtiges Federkleid verdankt der Pirol übrigens seiner Ernährungsweise. So macht er sich hauptsächlich auf die Suche nach Kirschen, die reich an Karotinoiden sind. Diese Pigmente, die ebenfalls dem Eigelb seine Farbe geben, hüllen den männlichen Vogel in ein prunkvolles, gelbes Gewand.

1.6. Es ist der erste heisse Tag und vielversprechendes Heuwetter. Auch in Wildhaus wird gemäht. Das Munzenriet hingegen wirkt frühlingshaft, überwachsen von Mehlprimeln und Orchideen. Daneben wachsen prächtige Blumenwiesen, die später gemäht werden.

Die kargen und die weniger dicht bewachsenen Flächen werden von Brutvogelarten besetzt, die in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind. Es betrifft viele Bodenbrüter. Starke Düngung vermindert die Artenvielfalt von Pflanzen und Insekten als Nahrung. Der Wuchs wird zu dicht für die Jungvögel. Häufiges Mähen verhindert brüten oder vermäht die Jungen.
Wenige Braunkehlchen und Baumpieper versuchen seit Jahrzehnten im Munzenriet Junge aufzuziehen. Die Feldlerche ist schon lange verschwunden.

Dieses Jahr haben mindestens vier Männchen des Braunkehlchens den Weg von Afrika ins Toggenburg gefunden. Ob für alle ein Weibchen ankommt, wird sich in nächster Zeit herausstellen. Die Männchen singen auf einem herausragenden Pflanzenstengel, auf einem Pfahl oder auf einer Baumspitze. Das Lied ist sehr kurz und unauffällig. Ihr Aussehen ähnelt dem im Rheintal bekannten Schwarzkehlchen. Auffällig ist der weisse Augenstreif.

Der Baumpieper macht das Suchen einfach. Er sitzt auf einer Baumspitze oder einem Leitungsdraht, singt laut ziirzirii, fliegt etwas in die Höhe, breitet die Flügel aus und segelt langsam abwärts. Dabei ruft er laut zia-zia-zia. An diesem Tag sind es nur zwei.

4.6. Am Grabserberg gibt es zahlreiche Hecken. Einige sind besonders gepflegt und haben einen Blumensaum. Ideal für den Neuntöter!

19.6. Im Gamperfin ruft der Kuckuck. Oben am Grabserberg steht eine wunderschöne Blumenwiese. In der Nähe umfliegen viele Mehlschwalben einen grossen Stall. Dort gibt es selbstgebaute- und Kunstnester. Der Maienberg sieht aus wie ein riesiger Fleckenteppich, bestehend aus farbigen Blumenwiesen, braunen mit Jauche durchtränkten Flächen, frisch gemähten Wiesen, kleinen Streuerietern, Baumgruppen und Hecken. Eine grosse Wiese wird gemäht. Dies lockt mehrere Greifvögel an. Ohne Gezänk jagen Schwarz- und Rotmilan, Turmfalke und Sperber. Sie spähen nach aufgescheuchten Mäusen. Einige Neuntöter haben in Hecken einen möglichen Brutplatz gefunden. Nur vom „Rohr“ (Streueriet) ist im Rohr nicht mehr viel übrig. Dem Baumpieper gefällt es trotzdem.

Der an Hitze gewöhnte Exot

29.6. Im Buchser Tratt, Ceres präsentiert eine Pirol Familie mit flötendem, jodelndem düdlio….üoh ihre drei Jungvögel. Die Familie bleibt längere Zeit beisammen und zieht auch gemeinsam aus dem Brutgebiet ab, und das bereits im Juli. Auf der langen Reise von rund 11`000 km in ihr afrikanisches Überwinterungsgebiet findet man sie ausserdem in Wein- und Olivenplantagen, in Oasen und im Hochgebirge.