Ornithologische Beobachtungen im November 2019

Heidi Aemisegger, Edith Altenburger

Foto von Edith Altenburger: Prachtvolles Männchen der Mandarinente

In höheren Lagen ist der erste Schnee gefallen, nun besuchen Vögel gerne unsere Gärten mit einheimischen Sträuchern und Bäumen.

3.11. Die Gartenvögel sitzen auf der alten Föhre und warten auf das kleine Frühstück in Form von Kernen. Es ist unterhaltsam, ihnen bei den verschiedenen Fressgewohnheiten zuzuschauen.

Die Buchfinken und Hausspatzen brauchen etwas Zeit, bis sie sich auf den Balkon wagen. Da bleiben sie dann und picken und picken bis sie etwas verscheucht. Kohl- und Blaumeisen holen sich einen Kern, fliegen damit auf den Baum, öffnen und fressen das Stück, und schon holen sie den nächsten Kern, immer hin und her.

Am quirligsten ist die Tannenmeise, es ist die kleinste unseren Meisen. Geschickt schlüpft sie zwischen den anderen durch, packt etwas und ist schon wieder weg. Sie ist zurzeit die einzige ihrer Art, man erwartet sie eher im Fichtenwald. Ihr Brutgebiet und der Sommeraufenthalt liegt in der oberen Waldgrenze. Dort brütet sie in Baum- oder Wurzelhöhlen. Nach dem Brüten versammeln sich kleine Trupps und suchen zuoberst in den Nadelbäumen nach Insekten. Wer jedoch im Winter hier bleibt, muss notgedrungen auf Sämereien umstellen können.

Die Tannenmeise gleicht ein wenig der Kohlmeise. Der schwarze Streifen auf der Vorderseite fehlt, auffallend ist der grosse weisse Fleck im Nacken. Bei der sichtbar kleineren Tannenmeise ist die Vorderseite weiss, bei der Kohlmeise gelblich.

Auch Fallobst wird geschätzt

10.11. Ein grösserer Schwarm Wacholderdrosseln pickt an den Falläpfeln in der Baumschule. Im dichten Gras sind sie fast unsichtbar. Da sie noch nicht lange hier sind, erschreckt sie ein vorbeifahrender Zug. Alle fliegen auf und bilden eine Wolke. Sonst wären sie nicht entdeckt worden.

Wasservogelzählung

18.11. Es ist Wochenende der Schweizer Wasservogelzählung. Am Werdenbergersee ist nach mehreren Jahren der wunderschöne Erpel der Mandarinente aufgetaucht. Das leuchtende orange Federkleid ist unverwechselbar. Ursprünglich stammt die Art aus Ostasien. Wegen des besonderen Aussehens wurde sie als Ziervogel in Volieren gehalten, privat und auch in Zoos. Einige sind entwichen und haben in der Nähe von versteckten Gewässern eine freilebende kleine Population gebildet, so in Bad Ragaz. Wahrscheinlich kommt unser Gast von dort. Im neuen Brutvogelatlas werden pro Jahr 10 – 17 Bruten aufgeführt, eine davon in Bad Ragaz. Gebrütet wird in Baumhöhlen, hie und da in grossen Nistkästen. Mandarinenten halten sich gerne unter überhängenden Ästen auf, wie der Erpel auf der Städtliseite am See.
Bei den Winterzählungen der Vogelwarte werden pro Jahr schweizweit 50 - 100 Individuen festgestellt. Natürlich gibt es auch Mandarin Weibchen. Sie ist auf den ersten Blick wirklich eine «graue Maus». Grau-braun gesprenkelt, mit einer hübschen hellen Gesichtszeichnung, ist sie schwierig zu finden. Vor einem Jahr wurde sie am See entdeckt, leider noch nie ein Paar.

Auch am Rhein werden die Wasservögel gezählt. Keine Wasseramsel wird gesichtet. Ist ihnen das Wasser zu trüb um Nahrung zu finden? Ja, sie haben einen besseren Platz gefunden. Der renaturierte Werdenberger Binnenkanal bietet ihnen ein Schlaraffenland an Nahrung. Hier finden sie im Wasser lebende Larven von Eintags-, Stein- und Köcherfliegen. Auf der zwei Kilometer langen Strecke tummeln sich zurzeit 17 Wasseramseln. Bald werden die Revierkämpfe beginnen, denn diese Strecke reicht nur für drei Brutpaare um Junge aufzuziehen. Ein Grossteil von ihnen wird in höhere Lagen ziehen um zu brüten.

30.11. Ein Schwarzspecht Männchen pendelt mit lauten prü-prü-prü Rufen zwischen alten Baumbeständen auf Liechtensteiner- und Schweizerseite hin und her. Nach dem Landen ist sein durchdringendes «kliäh» zu hören. Der erste Schnee hat ihn in tiefere Lagen getrieben.