Ornithologische Beobachtungen im Juni 2012

4.6. Das Hochwasser des Rheins vernichtet alle Jungvögel und Gelege des Flussregenpfeifers. 

7.6. Seit Jahren brüten im Flammer am Grabserberg die Neuntöter. Leider sind es nur noch zwei Paare, die in den Rietwiesen genügend Grossinsekten und in den Dornsträuchern einen Brutplatz finden. Ein Gartenrotschwanz singt mitten in Grabs, eine Seltenheit. 

8.6. Jungspechte testen die Holzeigenschaften der verschiedenen Bäume im Garten, auch eine Pergola muss herhalten. 

10.6. Im Fluka- und Acimawäldli hört man den wunderschönen Gesang der Nachtigall. 

11.6. Grauschnäpper beziehen ihre alljährliche Nisthilfe auf einem Balkon. 

14.6. Wenn einige Weissstörche über dem Kopf kreisen, fühlt man sich nach Polen oder in den Süden versetzt. In Salez an der Hauptstrasse und im Saxerriet schauen kleine Köpfe mit langen Schnäbeln aus den Horsten.

Bereits sind grosse Starenschwärme unterwegs und fressen sich Reserven an für den Flug in den Süden. 

18.6. Im ehemaligen Steinbruch Campiun brütet ein Felsenschwalbenpaar. Ihr Nest ist eine aus Lehmkügelchen gemauerte Schale in einer Felsnische. Wenn die graubraunen wendigen Felsenschwalben an den Steinwänden entlang nach Insekten jagen, sind sie kaum zu sehen. Weisse Kotspuren verraten das Nest. 

20.6. Im Feuchtgebiet Wisenfurt leben viele Tierarten. Zu hören und mit Glück zu sehen sind einige Sumpfrohrsänger, die an den Schilfhalmen umherklettern. Sie sind Meister im nachahmen von Vogelstimmen. Da sie in Afrika überwintern, bringen sie auch von dort Melodien mit. Dass auch andere Tiere im Wisenfurt leben, sieht man an den Trampelpfaden durch den dichten Pflanzenwuchs. Im Kanal begegnen sich zwei Stockentenmütter mit Jungen. Zur Verteidigung gehen die Altvögel vehement auf einander los. Um Schlimmes zu verhindern, scheucht Heidi Aemisegger sie auseinander. So schwimmt eine Familie aufwärts und die andere abwärts. 

22.6. In einem Nistkasten sind die jungen Turmfalken ausgeflogen, aber noch in der Umgebung, in einer andern sieht man hie und da ein Flaumköpfchen. 

27.6. Am Grabserberg ganz oben singen erfreulich viele Baumpieper, meist auf einer Baumspitze sitzend. Von dort gleiten sie singend mit gespreizten Flügeln wie ein Fallschirm hinunter. Sie gehören zu den gefährdeten Arten. Sie bauen ihr Nest am Boden im Gras. Da die Wiesen überall immer früher gemäht werden, werden die Gelege oft zerstört. Mit etwas Glück gelingt eine Ersatzbrut in einer von Mähmaschinen geschützten Nische. 

29.6. Die Mauersegler sind erfolgreich am Brüten. Zweijährige Mauersegler sind noch nicht geschlechtsreif, halten aber bereits nach Brutplätzen Ausschau und inspizieren diese. Dies führt oft zu Auseinandersetzungen, die jedoch meist die brütenden Artgenossen gewinnen. In Staffeln rasen jugendliche „Vorbeistreifer“ mit lautem Sirren an der Kolonie vorbei. An den bekannten Flugballetten ist also die Jungschar beteiligt, die praktisch nie in ein Nest eindringt, sondern Nistplätze bestenfalls im Vorbeiflug streift.

Nesthocker

Beim Schlüpfen hat ein hilfloser Nesthocker (im Bild die Blaumeise) den einen notwendigen Instinkt; um zu wachsen und zu überleben, sperrt er den Schnabel weit auf und regt so die Eltern zu einer fast ununterbrochenen Nahrungszufuhr an.

Blaumeise
Foto Fritz Flückiger: Blaumeise