Ornithologische Beobachtungen im Mai 2014
Bei den Vögeln wird nach dem Entwicklungsstand der Jungen beim Schlüpfen zwischen Nestflüchtern und Nesthockern unterschieden. Nestflüchter besitzen ein vollständiges Dunenkleid und können sofort laufen bzw. schwimmen. Sie beginnen schon bald, selbstständig Nahrung aufzunehmen. Ein Beispiel von Nestflüchtern sind Enten.
Bei einigen dieser Arten verlassen die Jungen das Nest schon, bevor sie richtig fliegen können. Verbreitet ist dies z. B. bei Amseln und anderen Drosseln. So kommt es ab und zu vor, dass wir einen scheinbar verlassenen Jungvogel finden. Entgegen einer weit verbreiteten Annahme sind diese ungeschickt herumflatternden Jungvögel meistens weder verletzt noch aus dem Nest gefallen, sondern sie halten sich häufig versteckt in ihrer Nestumgebung auf, wo sie von den Eltern weiterhin gefüttert werden. Deshalb wäre es falsch, diese Jungvögel mitzunehmen, zumal ihre Überlebenschancen in menschlicher Obhut drastisch kleiner sind und die Auswilderung schwierig ist. Ein Jungvogel hat die besten Überlebenschancen, wenn er von den Altvögeln gefüttert und betreut wird. Eine goldene Regel lautet deshalb: Lassen Sie Jungvögel dort, wo sie sind! In den seltensten Fällen sind sie wirklich verlassen.
9.5. Vögel im Dorf. Bei einem Rundgang kreuz und quer durch Buchs sind mindestens 21 verschiedene Vogelarten zu beobachten. Weit aus am Meisten sind es Hausspatzen. Sie finden an vielen Häusern einen kleinen Einschlupf, wo sie ihre Jungen gross ziehen können. Erstaunlich oft ertönt der wohlklingende Gesang von Amseln und Mönchsgrasmücken, dank der vielen Bäume und Sträucher im Siedlungsgebiet. Hausrotschwänzen brüten auch an Häusern und in Ställen. Gefährlich ist der Tag des Ausfliegens. Katzen haben das Piepen der Jungen schon längst gehört und passen auf diesen Tag. Manchmal hilft es, die Katzen in dieser Zeit regelmässig zu verscheuchen. Schwärme von Mauerseglern, Mehl- und einigen Rauchschwalben beleben den Luftraum.
16.5. Hummelorchis blühen am Rheindamm. Dieses Jahr sind sie besonders kräftig und zahlreich.
19.5. Am Grabserberg wird weiträumig gemäht. Insekten werden aufgewirbelt und Mausgänge offengelegt. Davon werden Greifvögel angelockt. Es kreisen Rot-, Schwarzmilan, Mäusebussarde, Turmfalke und Kolkraben. Daneben machen Starenfamilien grossen Lärm.
25.5. Kaum steigt man vom Berghaus Buchser Malbun bergan, ertönt der raue, kurze Gesang der Ringdrossel. Sie sitzt oft auf einer Fichtenspitze, sicher erkennbar durch das weisse Brustschild. Ihr Brutgebiet reicht so weit wie die Bäume und Sträucher wachsen. Dort drin baut sie das Nest. Sie ist die Amsel der Alpweiden.
Ein viel kleinerer Vogel fällt ab Obersäss auf. Fast senkrecht fliegt er in die Höhe, mit ausgebreiteten Flügeln und gespreiztem, hochgehaltenem Schwanz gleitet er wie ein kleiner Fallschirm auf den Boden oder eine Baumspitze. Während dieses Singfluges ertönt es zia-zia-zia. Baumpieper bauen ihr Nest gut versteckt am Boden. Auf Alpweiden dürfte dies erfolgreich sein. Früher brüteten sie auch im Flachland, in Hochmooren, Weiden und Wiesen, gerne in der Nähe von Einzelbäumen. Wegen der intensiven Nutzung sind die Brutplätze verlorengegangen, die Baumpieper flüchteten bergwärts.
Ob es dem Kuckuck ähnlich ergangen ist? Findet er oben eher Wirtsvögel, die ihm ein Junges aufziehen? Im Tal hört man ihn selten, in höheren Lagen mehr. Ein anderes Umfeld braucht der Fichtenkreuzschnabel. Im Fichtenwald zwischen Unter- und Obersäss hat er wahrscheinlich schon im Winter gebrütet und die Jungen aufgezogen. Das dicht gepolsterte Nest macht es möglich. Je nach Futterangebot, also Fichten-, Tannensamen, wird gebrütet. Jetzt sieht man sie familien- oder gruppenweise an den Zapfen picken. Dazu eignet sich der gekreuzte Schnabel wie eine Pinzette. Leuchtend rot die Männchen, grüngelb oder bräunlich die Weibchen und Jungvögel, klettern sie wie Papageien an den Fichtenzapfen.