Ornithologische Beobachtungen im Oktober 2014

Es gibt mehrere Finken, die ebenfalls grün und gelb gefärbt sind, aber keine dieser Arten ist so gross und wenig gemustert wie der Grünfink. Im Flug lässt er klingelnde harte Triller wie gügügü…hören. 

4.10. Der milde Herbst ermöglicht allen Vögeln, solide Fettreserven für den Flug in die Überwinterungsgebiete oder für den Winter bei uns anzulegen. Auf und unter den vollbehangenen Eichen suchen Eichelhäher nach den begehrten Früchten. Buchfinken bevorzugen Buchennüsse. Der Grünspecht macht sich wieder bemerkbar mit seinem laut, lachendem „klü-klü-klü…“. 

5.10. Ein rasanter Vogeljäger am Himmel. Es ist der grösste Falke in der Schweiz, der Wanderfalke. Er fängt die Vögel im Flug und die Beute wird am Boden verzehrt. Bei seinem fast senkrechten Sturzflug mit praktisch geschlossenen Flügeln erreicht er Spitzengeschwindigkeiten von 184km/h und 252km/h. 

14.10. Etwa 80ig Distelfinken picken an den Samenständen einer Brache im Rietli. Sie sind unruhig und fliegen immer wieder im Schwarm auf. Nur dann kann man ihre Anzahl schätzen. Eine Brache wird angesät und besteht aus verschiedenen Acker- und Feldkräutern. Brachen werden angelegt als ökologische Ausgleichsflächen, weil in den Gemüsekulturen und den intensiv genutzten Wiesen naturnahe Pflanzen weitgehend fehlen. Im Sommer zur Blütezeit dienen sie vor allem den Vögeln als Nahrung. Bis in den Winter besteht dieses Futterangebot. 

18.10. Im Grabser Riet sind grosse Starenschwärme auf der Suche nach ergiebigen Nahrungsplätzen. Sie lassen sich nieder bei Fallobst oder zwischen weidenden Kühen. Kuhdung ist warm und zieht Insekten an. Die meisten Stare ziehen weiter Richtung Südwesten. Wenige werden den Winter hindurch hier bleiben. Die Stare sind die erfolgreichsten Vögel der letzten hundert Jahre. In Nordamerika und Australien wurden wenige ausgesetzt. Inzwischen haben sie die beiden Kontinente dicht besiedelt. Obst- und Rebkulturen muss man überall vor ihnen schützen. In grossen Städten, wo sie zu Tausenden übernachten, sind sie zur echten Plage geworden. 

20.10. Am Rande eines Zuckerrübenfeldes stehen hohe Ackerkräuter. Hänflinge picken daran. Genau diese Nahrung brauchen sie. Nach der Ernte bleibt ein Teil des Unkrautes stehen, für Hänflinge wichtig vor dem Flug in das Winterquartier. Im Sommer leben sie auf den Alpweiden, weil dort das Nahrungsangebot stimmt. 

23.10. Rotkehlchen singen auch bei Kälte. Als Einzelgänger hat jedes Rotkehlchen seinen Garten. Hier sind jetzt die Vögel aus dem Norden, wenig scheu und deshalb gefährdet. Unsere Rotkehlchen sind nach Süden ausgewichen. Dieses Wissen verdanken wir der Beringung.

25.10. Die Wasserralle ist ein sehr seltener Durchzügler bei uns. Lautlos und fast unsichtbar schlüpft sie durch das Schilf. Glücksfall, wenn man sie entdecken darf. 

28.10. Grünfinkentrupps finden am spät geschnittenen Damm reichlich Nahrung. Bei der kleinsten Störung fliegen sie in die nahen Sträucher. Im Winter werden sie wieder Futterhausbesucher sein, um dort Samen zu fressen.

Der Grünfink mit auffälligem, länglichen, gelben Abzeichen auf dem Flügel und Schwanz
Foto von Franz Blöchlinger: Der Grünfink mit auffälligem, länglichen, gelben Abzeichen auf dem Flügel und Schwanz