Ornithologische Beobachtungen im August 2015

4.8. Wer einen Garten mit Haselsträuchern hat, erhält sicher Besuch von den Tannenhähern. Sie sind etwa taubengross, dunkelbraun mit weissen Sprenkeln und haben einen auffallend kräftigen Schnabel. Einzeln oder in kleinen Trupps fallen sie ein, zwicken die Nüsse samt Grünzeug ab, schälen die Nüsse heraus und verschlucken sie mit der Schale. Im Kehlsack werden diese hangaufwärts getragen. Ist der Kehlsack sehr voll, wirkt der Flug etwas kopflastig und unsicher. In seinem Wohngebiet, dem Bergwald, werden die Nüsse als Vorrat vergraben. Haselnüsse, Eicheln, Baumnüsse und Arvennüsschen werden auch unter dem Schnee wieder gefunden. Ein Teil dieser Samen wird keimen und bei guten Bedingungen zum Strauch oder Baum heranwachsen. 

8.8. Am Rheindamm fliegen auffallend viele Schwarzkehlchen in Familienverbänden. Die Spätgeborenen werden lange betreut. Wer stört, wird durch lautes Zetern angezeigt. 

22.8. Es ist besonders günstiges Vogelzugwetter. Über den Grabsern Rietern ist gegen Mittag durch die Sonneneinstrahlung ein Aufwind entstanden. Darin lassen sich Weissstörche, Bussarde und Falken in Spiralen in die Höhe tragen. Sind sie hoch genug, segeln sie in Richtung Süden oder Südwesten. Leider verliert man sie zu früh aus den Augen. Dass über die Nideri und das Rheintal eine Zugstrasse führt, kann man im Herbst erleben. Von dort führt der Weg über das Mittelland zum Genfersee und das Rhone Tal hinunter zum Mittelmeer. Über dem Wasser gibt es kein Aufwind. Grossvögel fliegen deshalb am Tag über Spanien-Gibraltar nach Afrika.

Auch Kleinvögel sind auf dem Zug. In Bäumen und Sträuchern am Kanal bewegt es sich überall. Zilpzalp, Grau- und Trauerschnäpper sowie Grasmücken finden jede Menge Insekten und Beeren. Kleinvögel fressen sich am Tag Fettreserven an, um in der Nacht grosse Strecken fliegen zu können, auch über das Meer. Oft fliegen sie einzeln. Der Zugweg ist in ihnen festgelegt. In der Nacht sind die Windverhältnisse stabiler. Die Flughöhe richtet sich danach, wo der Rückenwind am günstigsten ist (100-3000m Vogelwarte Sempach). Gefahren lauern überall und für alle: Abschuss, Stromleitungen, Windanlagen, beleuchtete hohe Gebäude, Sturm, Verlust von langjährigen Rastplätzen. Deshalb ist Vogelschutz weltweit notwendig. 

23.8. Ein weiches Lahnen gjii,gjii ist im Buchser Tratt zu hören. Die Baumfalkenjungen machen sich durch heftiges Futterbetteln bemerkbar. Kaum erblicken sie den Altvogel mit Futter, wird er im Flug bettelnd bedrängt. Grössere Beute trägt er zum Fressplatz in einem Baum. Grosse Insekten wie Libellen, Wespen, Bienen, Käfer und Schmetterling frisst er in der Luft. Er hält sie in den Fängen und bei gesenktem Kopf trennt er mit dem Schnabel Stücke ab. Die Baumfalken verlassen unser Gebiet bis Oktober, um ins südliche und westliche Afrika zu ziehen. 

28.8 Ein grosser Teil der Vögel bleibt über den Winter hier. Meisen, Finken, Spechte, Raben und Elstern finden auch in dieser Jahreszeit genügend Nahrung. Also gibt es keinen Grund wegzuziehen.

Am Rhein sind die ersten Wintergäste eingetroffen, die kleinen Krickenten. Viele unserer Fliessgewässer bleiben eisfrei, eine gute Gegend für Wasservögel. 

29.8. Zur Freude vieler sind einige junge Flussregenpfeifer gross geworden. Ein Altvogel betreut sie, bis sie flugfähig sind. Jungvögel, also Geschwister, bleiben oft noch einige Tage hier. Sie finden später allein den Weg bis über die Sahara und hoffentlich im nächsten Frühling den Rückweg zu uns.

Der Baumfalke frisst in der Luft, Resten werden fallengelassen
Foto von Fredy Buchmann: Der Baumfalke frisst in der Luft, Resten werden fallengelassen