Ornithologische Beobachtungen im Dezember 2015

5.12. Ein C-Falter ist zur Unzeit aus dem Winterschlaf erwacht. Er hält sich am Waldrand an einem Ast fest, hat seine Flügel ausgespannt und lässt sich von der Sonne aufwärmen. Bald muss er zurück in einen Unterschlupf, wohin wohl?

In den kahlen Bäumen, so stellt man sich vor, müssten die Vögel leicht zu finden sein. Dies stimmt nur teilweise. Mit Hilfe des Gesangs findet man jetzt nur Rotkehlchen und Zaunkönig. Kontaktrufe sind schwieriger zu unterscheiden und die Rufer zu orten. Wer hier geblieben ist, muss fast immer fressen und dazu in Bewegung bleiben. Ein Fettpolster ist wichtig zum Überleben.

7.12. An einem Baum mit grob borkiger Rinde klettert ein kleiner Vogel spiralförmig von unten nach oben. Sein Rücken ist braun mit weissen Flecken, perfekt getarnt an der Baumrinde. Die Vorderseite ist weiss, der Schnabel fein, jedoch verhältnismässig lang. Ist der Vogel ein Stück weit oben angelangt, fliegt er zum nächsten geeigneten Baum und klettert wieder von unten nach oben, er klettert nie abwärts. Es ist einer der Baumläufer, entweder der Gartenbaumläufer oder der Waldbaumläufer.

Die beiden Zwillingsarten gleichen sich so stark, dass die Bestimmung nur von Nahem möglich ist, anhand der Gefiederdetails. Die beiden Baumläuferarten zu unterscheiden, ist nur einfach, wenn man den Reviergesang hört. Der Gartenbaumläufer bewohnt Gärten, Parks und Weiden mit Einzelbäumen. Der Waldbaumläufer hat ein sehr grosses Verbreitungsgebiet bis in den Bergwald hinauf. Mit dem langen feinen Schnabel suchen beide an den Baumstämmen nach Insekten, im Winter auch nach kleinen Samen. Als Nistplatz genügt eine Spalte hinter einer Rinde oder in einer Mauer. Kaum zu glauben, dass ein Vogel in eine so kleine Lücke hineinschlüpfen kann.

13.12. Zwei Zilpzalpe haben vielleicht den Zug nach Süden verpasst. Zusammen mit einem Zaunkönig picken sie eifrig am Wassersaum des Kanals. Bis jetzt hatten sie kein Nahrungsproblem.

15.12. Das milde Wetter weckt Vorfrühlingsgefühle. Ein Buntspecht trommelt im Rietli und zeigt damit sein Revier an.

20.12. Ein Schwarzspecht meisselt an einer Bruthöhle. Durch das Abklopfen dieses Buchenstammes hat er festgestellt, dass der dicke alte Baum Kernfäule aufweist. Nicht von ungefähr nennt man den Schwarzspecht „Zimmermann des Waldes“. Mit seinem starken Meissel Schnabel ist er in der Lage, seine Bruthöhle selbst auch in hartes Holz zu schlagen. Nistmaterial wird in der Regel nicht in die Höhle eingetragen. Die Arbeit dauert etwa einen Monat, Männchen und Weibchen lösen sich ab. Beide sind schwarz, das Männchen mit rotem Scheitel und das Weibchen mit einem roten Nackenfleck. Schwarzspecht Höhlen sind begehrte Räume für Gross und Klein. Zu den Nachmietern zählen über 60ig Arten, die selber keine Höhle zimmern können. Hoffentlich wird diese Buche im Buchserwald nicht gefällt.

27.12. Krok-krok, krok-krok tönt es zwischen Rans und Valcupp. Ein grosser schwarzer Vogel streicht über die Baumwipfel. Der Kolkrabe ist so gross wie ein Mäusebussard, hat einen sehr kräftigen, jedoch geraden Schnabel, auffällig ist der keilförmige Schwanz. Da er schon im März brütet, ist er wohl auf der Suche nach einem geeigneten Nistplatz. Diesen findet er in hohen Bäumen und Felsnischen. Langsam fliegt er den ehemaligen Steinbruch Campiun ab. Oft bewohnt er jahrelang dieselben Felswände. Er ist ein Allesfresser, bevorzugt wird Aas. In der Freizeit spielt er gerne mit dem Aufwind, auch in der Dampfwolke der VfA.

Der Gartenbaumläufer ist perfekt getarnt an der Baumrinde.
Foto von Fredy Buchmann: Der Gartenbaumläufer ist perfekt getarnt an der Baumrinde.