Ornithologische Beobachtungen im November 2016
12.11. Zu dieser Jahreszeit Vögel zu beobachten, gelingt am besten an Gewässern. Wie jedes Jahr Mitte November findet schweizweit die Wasservogelzählung statt. Am Werdenbergersee fallen die prächtigen Schwäne auf. Zusammen mit den Stockenten und den Blässhühnern, auch Taucherli genannt, sind sie ein beliebtes Fotomotiv. Auffällig viele Teichhühnchen mit den grünen Füssen und dem roten Schnabel rennen am Ufer auf und ab. Im Winter sind sie nicht scheu. Zur Brutzeit leben sie so heimlich, dass man selten eine Brut findet. Zwischen den bekannten Arten schwimmt das kleine, unauffällige Weibchen der Mandarinente. Sein Gefieder ist grau-braun, verziert mit feinen weissen Zeichnungen. Leider fehlt der farbige, dazugehörende Erpel. Dort wo der See am tiefsten ist, schwimmen und tauchen je drei Tafel- und Reiherenten.
13.11. Bei guter Sicht werden die Wasservögel am Rhein gezählt. Dies ergibt erfreuliche viele Wasseramseln, sehr wenig Stockenten, vier der seltenen Spiessenten und zur Freude der Fischer wenig Gänsesäger.
Überrascht hat die grosse Zahl der kleinen Krickenten. Jedes Winterhalbjahr versammeln sie sich mehr oder weniger dieser Art etwas unterhalb der Ara Bendern. Vermutlich ist dort die Wassertemperatur durch den Ausfluss aus der Kläranlage (sauber!) etwas erhöht. Dadurch vermehren sich Wasserpflanzen und Wasserinsekten schneller und können die grosse Anzahl dieser Enten auf kleinem Raum ernähren. Im Flachwasser sitzen über 100 dicht beisammen und lassen sich nicht stören. Hier im Winterquartier sieht man sie tagsüber sehr oft ruhend, und sie fressen vor allem nachts.
Der Erpel ist grau gemustert, sein Kopf ist dunkelbraun mit flaschengrünem Seitenband. Auffallend ist der schwarz eingerahmte, cremegelbe Steissfleck. Das Weibchen ist unscheinbar braun gemustert. Der einzige Schmuck ist ein grüner Fleck im Flügel, der wird Spiegel genannt. Der deutliche Unterschied zum Weibchen der Stockente ist die geringe Grösse.
25.11. 1800g wiegt das Vogelnest, das der Föhnsturm aus einem Nadelbaum heruntergeblasen hat. Der Unterboden besteht aus bis zu dreissig cm langen Zweigen, dicht verflochten und mit Lehm abgedichtet. Dies sieht nach Elsternbauweise aus. Darin aufgebaut ist ein Nest aus feineren Zweigen, ebenfalls mit Lehm verstärkt. Der Eingang zur Nestmulde ist jedoch so eng, dass eine Elster unmöglich brüten könnte. Amseln verbauen auch Lehm und kleiden die Nestmulde mit feinen Wurzeln aus, aber so wie das Nest aussieht, wurde nie darin gebrütet. Obwohl der Nestbaum in einem Garten steht, wurde das Nisten nicht bemerkt!
26.11. Nach dem Baden im Rhein versammeln sich die Raben zu kleinen und grossen Gruppen. Auf dem obersten Draht der Hochspannungsleitung sitzen sie aufgereiht wie Perlen, immer auf beiden Seiten des Mastes. Wer später kommt, muss meistens aussen anschliessen. 80-130 sind es pro Mast. Vom Flöser Feld aus sind acht Masten sichtbar. Auf diese Distanz können die Vögel nicht mehr gezählt werden, aber die schwarze Verdickung auf beiden Seiten der Masten ist gut sichtbar. Geschätzt sitzen zwischen VfA und Grenze Sevelen gegen 1000 Raben.
29.11. Am Werdenbergersee ist ein neuer, seltener Wintergast aufgetaucht, ein Erpel der Schnatterente. Seine Grundfarbe ist grau, sehr feingemustert. Der Schnabel ist schwarz, am Flügel hat er ein schwarz-weisses Abzeichen. Da der Vogel nicht scheu ist, kann man ihn von nah betrachten, selten bei dieser Art. Er ist nicht beringt, also ein Wildvogel und kein Ausreisser.