Ornithologische Beobachtungen im Oktober 2016

8.10. Schnee bis 1000m ist angesagt. Einige Tannenmeisen, sonst meistens im Bergwald, sind an den Waldrand ins Tal gezogen. Zwei Felsenschwalben kreisen zum letzten Mal um den Mühleturm im Altendorf. Es wäre schön, wenn sie nächstes Jahr zum Brüten zurück kämen. 

10.10. Die Kälte hält an. Ein Schwarm Girlitze hat einen Rastplatz gefunden. Ausgerechnet an den Samen der Kanadischen Goldrute stillen sie ihren Hunger. So nahe können Nutzen und Schaden sein. Ein Schwarm Wacholderdrosseln ernährt sich von Fallobst in der Obstplantage. Ein überfliegender Turmfalke schreckt sie auf. Erst dadurch sieht man, wie viele es sind. 

12.10. Der erste starke Frost hat einen Schwarm Rauchschwalben auf dem Zug überrascht. Bei aufgehender Sonne sitzen sie nah beisammen auf den elektrischen Drähten bei Haag. Deshalb kann man sie zählen, ca. 50. Hie und da haschen einige nach allmählich fliegenden Insekten, um sich gleich wieder auf die Drähte zu setzen. Es könnten die letzten Durchzügler sein. 

Gleichzeitig ist der erste Wintergast am Kanal eingeflogen; die Wasseramsel. Im Winterhalbjahr ist sie an unsern grossen und kleinen Fliessgewässern oft zu sehen. Zur Brutzeit, die schon im Februar beginnen kann, zieht sie sich oft in die vielen Tobelbäche zurück.

27.10. Immer wieder überfliegen Schwärme von schwarzen Vögeln Wohnquartiere und Felder. Die kleinsten sind die Stare. Sie fliegen von Obstbaum zu Obstbaum oder zu den weidenden Kühen. Sie fressen sowohl Obst als auch Würmer und Insekten.

Rabenkrähen und Dohlen (nicht die eher bekannten Bergdohlen) sind schwieriger zu unterscheiden. Die Dohlen sind im Nacken und auf den Kopfseiten grau, sonst schwarz, auch der Schnabel. Der klare Unterschied ist der Ruf. Raben krächzen, allerdings immer gleich. Dohlen jauchzen kiu-kiu - gut zu hören. Auf den abgeernteten Feldern, wo sie zur Zeit auf Nahrungssuche sind, mischen sie sich unter die Raben. Beide Arten sind Allesfresser.

Die Dohlen interessieren sich für das Schloss Werdenberg. Schon im Sommer versuchten sie, in den Mauernischen zu brüten. Ursprünglich brüteten sie in Felsspalten, Mauerlöchern oder Baumhöhlen. Jetzt sieht man sie oft an Türmen, grosser alter Gebäuden wie Ruinen, Schlösser und Kirchen.

Leider sind die Strassentauben schon länger am Schloss mit den vielen Unterschlüpfen und geben diese nicht preis. Zudem können Strassentauben zu jeder Jahreszeit brüten. Umso energischer verteidigen sie ihre Nischen. Wären genügend Nistplätze vorhanden, würden beide Arten an demselben Gebäude brüten. Ein Schwarm Dohlen und ein Schwarm Strassentauben werden weiterhin um das Schloss kreisen.

28.10. Der helle Gesang der Rotkehlchen passt sehr gut zu den Herbstfarben und macht das Nebelgrau freundlicher. Zu beobachten ist, dass die nach Niederschlägen angestiegene Luftfeuchtigkeit und Nebel die Gesangsaktivität bei ihnen fördert, starker Regen lässt die Vögel jedoch verstummen. Das Rotkehlchen singt manchmal mitten in der Nacht. Ein Teil von ihnen ist aus dem Norden zugeflogen. Da diese aus dünn besiedelten Gebieten stammen, kennen sie leider die Gefahr von Katzen und grossen Glasscheiben kaum. Das kann ihnen zum Verhängnis werden. Zudem suchen sie ihre Insektennahrung am Boden und sind wenig scheu. Nur der Zaunkönig wagt auch die ersten Strophen.

Foto von Fredy Buchmann: Das Rotkehlchen singt selbst im Hochwinter intensiv, wenn es nicht zu kalt wird