Ornithologische Beobachtungen im April 2017

1.4. Da ist die Welt noch in Ordnung. Ein früher Frühling bahnt sich an. Überall, wo es Sträucher gibt, ertönt das wohlklingende Lied der Mönchsgrasmücke. Ein Turmfalkenpaar plant den Nachwuchs. Rauchschwalben sitzen auf dem Leitungsdraht vor der Scheune, in welcher letztes Jahr gebrütet wurde. Ob es dieselben sind, bleibt offen, ist jedoch möglich. 

6.4. Der Rhein ist Begegnungsort von Wintergästen und solchen, die nur zur Brutzeit hier sind. Die kleinen Krickenten werden bald wegfliegen  in Richtung Norden. Dort finden sie Brutplätze in dicht verwachsenen Uferzonen am Flachwasser. Die Flussregenpfeifer sind aus dem Gebiet südlich der Sahara angekommen, um hier zu brüten.

9.4. Im Auenwald ist das schmetternde Lied des Zaunkönigs zu hören. So klein der Zaunkönig ist, umso lauter ertönt seine Stimme. Zum Singen hat er eine freie Warte ausgesucht, um sein Lied weithin hören zu lassen. Das Revier wird so abgegrenzt. Das Männchen baut mehrere Nester, von denen sich seine Gefährtin eines zum Brüten auswählt. Durch seine geringe Grösse kann er Insekten, Spinnen und anderes Getier im dichtesten Gestrüpp verfolgen. Und wenn er selbst verfolgt wird, findet er dort fast immer einen Fluchtweg.

20.4. Der erste Kälteeinbruch bringt für alle Schwalben grosse Probleme. Dicht über dem Wasser von See und Kiessämmler jagen sie nach Insekten. Oft fischen sie diese von der Wasseroberfläche weg. Besonders gefährdet sind Rauch- und die eben aus Afrika zurückgekehrten Mehlschwalben. Die robusten bräunlichen Felsenschwalben sind dem garstigen Wetter besser gewachsen, da sie ihre Nester meistens an Felsen Bauen. Deshalb jagen sie wohl als einzige am Kirchturm der kath. Kirche.

Amseln, Wacholderdrosseln, Stare und Spatzen haben schon Junge zu versorgen. Insekten, Würmer und Raupen sind rar. Nicht alle frisch geschlüpften Jungen überleben. Federlose Jungvögel liegen tot am Wegrand.

22.4. Die Sonne wärmt. Die Schwalben jagen wieder in der Höhe. Einige Mehlschwalben fliegen rasch zu ihren letztjährigen Brutplätzen an der Groffeldstrasse.

23.4. Bereits sind flügge, bettelnde Jungamseln unterwegs. Die Amseln Eltern sind im Stress, denn der Nachwuchs ist kaum satt zu kriegen.

27.4. Ein nochmaliger Wintereinbruch jagt die Schwalben zu grösseren Wasserflächen. Singvögel fliegen in die Gärten und auf Balkone, um versteckte Insekten oder gestreutes Futter zu finden.

29.4. Im Tal schmilzt der Schnee. Grillen zirpen. Der Rhein wird vermehrt zur Zugstrasse. Seltene Gäste auf dem Weg nach Norden nutzen Wasser, Schlickflächen, Blocksteine oder Damm. Es sind Fischadler, Kornweihe, Flussuferläufer, Grünschenkel, Schafstelzen und Steinschmätzer.

Von diesen Durchzüglern werden wir wahrscheinlich in unserer Region im Sommer nur den Steinschmätzer antreffen. Aus dem südlichen Afrika fliegt er hier über die Waldgrenze hinauf, um in den mit Felsblöcken besetzen Weiden zu brüten. Der graue Rücken des etwa spatzengrossen Vogels tarnt ihn auf den Steinen. Beim Auffliegen verrät ihn sein weisser Bürzel wie ein Signal. Er brütet am Boden in Felsspalten, unter Steinen und in Erdlöchern. Er frisst kleine tierische Nahrung. Sein Gesang ist ein kurzes Schwätzen, unauffällig. Warnrufe tönen so, als würde man zwei Steine sehr schnell aufeinander schlagen. In der Umgebung Glanna und am Osthang des Gamserruggs findet man ihn im Hochsommer.

Foto von Stefan Linder: Der Zaunkönig gehört zu unseren kleinsten Vögeln Der plötzliche Kälteeinbruch stellt Fauna und Flora vor grosse Probleme