Foto von Fredy Buchmann: Grauschnäpper mit flüggem Jungen

Der Juli brachte uns einen Sommer der keiner war. Sowohl bei den Temperaturen, als auch bei der Regenmenge und Sonnenscheindauer war der Juli ein aussergewöhnlicher Monat. Es war an vielen Orten zu nass und kalt. Das hat Folgen für Fauna und Flora.

Die Gesänge der Vögel werden kürzer oder verstummen, denn es muss kein Revier mehr verteidigt werden.

Langstreckenzieher, so wie die Mauersegler, verabschieden sich bereits und machen sich auf nach Südafrika. Dieses Jahr hatten sie Glück mit ihren Brutplätzen auf dem Dach unter den Ziegeln. Die Hitze dauerte nicht allzu lange, und die Jungen krochen nicht raus um Kühlung zu erlangen. So blieben sie im sicheren Nest und stürzten nicht ab.

Freibrüter haben weniger Glück mit den Wetterkapriolen. Die Flussregenpfeifer versuchten es immer wieder von Neuem mit einer Brut und das bis Mitte Juli. Sie legen ihre Eier (meist 4), in eine gedrehte Mulde am Boden zwischen den Steinen der Sandbänke im Rhein. Doch der Rhein führte immer wieder so viel Wasser, dass alles weggeschwemmt wurde. Am Anfang war es das Schmelzwasser, später die grossen Niederschläge.

Geschützte Nistplätze

Besser hatten es die Höhlenbrüter oder welche, die einen geschützten Platz für das Nest fanden. Ein Grauschnäpper hat für seine Jungenaufzucht unseren Geräteschuppen ausgewählt. Hier dient ihm für sein Nest als Unterlage, ein an der Wand befestigtes Wildbienenhotel. Die ersten Jungen sind ausgeflogen und schon wird das Nest wieder hergerichtet für die zweite Brut. Trotz erschwerter Nahrungssuche werden sechs Junge flügge.

Grauschnäpper sind recht kleine, schlanke Singvögel mit eher grossem Kopf, relativ langen Flügeln und langem Schwanz. Sie sind insgesamt ziemlich einfarbig graubraun und haben keine auffallenden Zeichnungen. Die Geschlechter sind gleich gefärbt. Sie haben die Grösse eines Haussperlings. Der Gesang ist selten zu hören. Er wird von den Männchen meist nur an wenigen Tagen nach der Ankunft im Revier von einer exponierten Warte vorgetragen. Er besteht aus einer Aneinanderreihung einfacher, recht leiser und etwas gepresster oder rauer hoher Töne wie «sip-sip-srii – sriiti-srii-sip“. Die Bettelrufe der Jungvögel sind hoch und klingen etwa wie «zit», bei Annäherung eines Altvogels mit Futter rufen die Jungvögel schnell gereiht «zi-zi-zi, zi-zi-zi». Wesentlich auffälliger sind die Rufe der Jungvögel nach dem Ausfliegen und die Warnrufe der Eltern. Es gibt kein unbemerktes Annähern zum Geräteschuppen. Unaufhörlich wird man ausgeschimpft, so bleibt der Schuppen geschlossen und die Arbeiten werden vertagt.

Flugjagd

Der Grauschnäpper ist an höhere Bäume gebunden, die durch eine grosse Zahl an Sitzwarten die Nutzung freier Lufträume für die Insektenjagd in der Luft und am Boden ermöglichen.

Grauschnäpper jagen fast ausschliesslich im Flug und überwiegend von exponierten Warten aus. Bei gutem Wetter wird bis zu zwei Drittel der Beute im freien Luftraum erjagt, der Rest wird im Flug von Bäumen, der Krautschicht, Hauswänden, Komposthaufen und Ähnlichem abgelesen. Bei schlechtem Wetter, wenn kaum Insekten fliegen, jagen die Tiere verstärkt in Bäumen und in Bodennähe. Die Nahrung besteht in erster Linie aus fliegenden Insekten, daneben wird ein weites Spektrum weiterer Insekten von Blattläusen bis hin zu Libellen, Hummeln, Wespen und grösseren Tagfaltern wie dem Tagpfauenauge erbeutet.

Grauschnäpper schlagen grosse Insekten meist mehrfach gegen eine harte Unterlage und fressen sie erst dann. Bei mit Stacheln bewehrten Insekten wird vorher der Hinterleib entfernt.
Bei regnerischem und kaltem Wetter fressen Grauschnäpper auch ausnahmsweise Regenwürmer und etwa ab Mitte Juli verschiedene Früchte, wie die vom Hartriegel, oder der gewöhnlichen Traubenkirsche. Bald werden sich auch die Grauschnäppers verabschieden, denn sie überwintert im tropischen Afrika, südlich der Sahara.